Fotos: Pfarrei Interlaken (z.T. Daniela Schneider)
Achtung: Mürren ist nur mit der Gondelbahn erreichbar - keine Zufahrtsstrasse!
Attention: Mürren can only be reached by cable car - no access road!
Die Kapelle von Mürren ist einer der ältesten Zeugen des wiedererwachenden katholischen Lebens im Berner Oberland - am 15. August 2020 ist es 125 Jahre her, seit sie geweiht wurde. Sie ist sogar älter als die Pfarrkirche in Interlaken, welche 1908 geweiht wurde.
Die kath. Kirche Mürren steht in enger Verbindung zur katholischen Kirchgemeinde Biel. 1886, zu einer Zeit, als Mürren nur zu Fuss erreicht werden konnte, erwarb Pfarrer E. Jecker aus Biel das Chalet Ermitage, ein Holzhaus, wo er im Obergeschoss Gottesdienst feierte. Die Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren nahm erst 1891 ihren Betrieb auf.
Bald genügte das kleine Chalet für die zahlreichen Besucher von nah und fern nicht mehr. In den Jahren 1892/93 liess der Bieler Pfarrer deshalb die Kapelle bauen. Es wurden sogar Fremdenkonzerte gegeben, um die nötigen finanziellen Mittel für den Bau zu beschaffen. Der Bieler Pfarrer wurde damit der Besitzer der Kapelle! Die feierliche Konsekration durch den damaligen Diözesanbischof Leonard Haas fand allerdings erst am Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August 1895 statt. Am gleichen Tag trat übrigens auch Dr. Karl Peter sein Amt als erster Pfarrer der neugegründeten Pfarrei Interlaken an.
Nach mehreren Besitzerwechseln gingen Kapelle und Chalet für Fr. 6'992.90 an das Consortium Fides (den römisch-katholischen Kultusverein Biel) über. Viele Jahrzehnte besorgten Pfarrer und Vikare aus Biel den Gottesdienst in Mürren, jedoch nur während der Sommer- und Wintersaison. Dazwischen war das Gotteshaus geschlossen. Ein eigenes Interesse an Mürren hatte der allzufrüh verstorbene Pfarrer Othmar Jeannerat, St. Marien, Biel, war er doch in der katholischen Pfarrei Interlaken aufgewachsen.
Erst seit Herbst 1963 trägt die Pfarrei Interlaken die Verantwortung für die Gottesdienste und Seelsorge in Mürren. Der Pendelverkehr war für die Bieler Verantwortlichen einfach zu aufwendig geworden. Anfang der siebziger Jahre wurde die Kapelle saniert.
Wer vermutet schon hinter diesem schlichten Kirchlein in stiller Bergeinsamkeit eine so bewegte Geschichte, an deren Anfang ein Bieler Geistlicher mit einem ungewöhnlichen Vorgehen steht?